2009 - Jersey - Aero Club Nürnberg

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Jersey - Pfingsten 2009

Seit Jahren veranstaltet die AOPA-Deutschland vom Donnerstag bis Pfingstsonntag ein Fly-Out. Ziel war diesmal die Kanalinsel Jersey. Die Flugplanung für den Trip gestaltet sich als ein doch recht aufwendiges Puzzle. Bis Saarbrücken ist alles ein Kinderspiel - aber der Weg durch Frankreich - nichts als Sperrgebiete und Kontrollzonen.

Die Wettervorhersage für die Strecke zeigt zwar keinen Regen aber Wolken, die Richtung Ziel aber geringer werden sollen. Aber auf eine Vorhersage ist nicht immer verlass.

Der Blick zum Himmel am Abflugtag löst keine Begeisterung aus - Wolken ca. 1500 Fuß. Wir treffen uns um 8.00 Uhr und nach Auswertung der Metars beschließen wir zunächst bis Saarbrücken zu fliegen und dort in Ruhe den Weiterflug zu planen.

Der Weg führt uns direkt nach Westen Richtung Heidelberg. Bis in die Gegend von Walldürn können wir in 1500 Fuß fliegen. Dort hängen in dieser Höhe aber dicke Wolken und wir sinken auf 1000 Fuß. Die Sicht ist dort wieder sehr gut. Quer über das Rheintal hinweg geht es weiter Richtung Ramstein. Unter uns liegt der Pfälzer Wald. Keine freien Flächen und unsere Flughöhe - an eine Außenlandung mag man nicht denken. Die ATIS von Saarbrücken klingt nicht sehr gut: Broken in 500 Fuß - aber gute Sichten. Kaum an der Kontrollzone von Ramstein vorbei, müssen wir wieder Höhe aufgeben und sind schließlich in der von Saarbrücken gemeldeten Höhe. Mit Sonder-VFR-Freigabe erreichen wir problemlos Saarbrücken. Beim Tanken treffen wir dort auf eine weitere Maschine, die am Fly-Out teilnimmt.

Wir machen gemeinsam Wetterberatung für den Weiterflug. Eigentlich wollten wir nach Deauville nahe Le Havre. Aber die Wettermeldung und Vorhersage läßt uns großen Abstand von diesem Plan nehmen. Sicht 2000 Meter - Broken 300 Fuß. Als Alternative ergibt sich Caen - etwas weiter vom Wasser entfernt - nur Broken in 600 Fuß - aber gute Sichten - aber erst im weiteren Tagesverlauf. So genießen wir eine Pause und planen unseren Weiterflug für 13.00 Uhr.

Burg von Gorey

Die Wolken sind nach der Pause etwas angestiegen. Die Wetterberatung gibt uns auf der Strecke etwas bessere Wolkenuntergrenzen - etwa 1200 bis 1500 Fuß. Nur unser eigentliches Ziel Jersey gibt sich noch recht "zickig" - Broken in 000 Fuß. Bis dorthin haben wir ja noch einen Stopp in Caen und einige Flugstunden.

Wir sitzen bereits im Flieger, als eine weitere Maschine des Fly-Out zum Tanken nach Saarbrücken kommt. Noch ein kurzes Hallo und die Reise geht für uns weiter. Abmelden beim Tower und kurz darauf Reims Information rufen. Unsere Flughöhe beträgt wieder etwa 1300 Fuß Grund. Auf unserer Route liegt die LF-R45 von 800 Fuß Grund bis 3800 Fuß MSL. Darüber - wegen der Wolken keine Chance. Also versuchen wir eine Durchfluggenehmigung zu bekommen. Negativ - stay outside. Es bleibt also nur der Weg nach unten. Maximal 800 Fuß Grund - da haben wir viel Gelegenheit die Schafe, Kühe und sonstiges Getier exakt zu erkennen. Auch sehen die Kirchen, Höfe und kleinen schlossartigen Häuser sehr interessant aus.

Die wirklich sehr komfortable Ausrüstung der D-ENUE kommt unserem Tiefflug sehr entgegen. Auf dem zweiten Garmin 430 haben wir permanent die Terrain-Karte laufen und wissen so, dass wir immer im "gelben Bereich" (Abstand zum Boden zwischen 100 und 1000 Fuß) sind. Sehen wir auf dem Display in unserer Flugrichtung "schwarz", sinken wir etwas, um nicht über 800 Fuß Grund zu kommen. Eine für uns völlig neue Methode der Bodenwarnung. Die Sichten sind bis in die Nähe der Seine-Mündung wirklich hervorragend und so gefällt uns die ungewohnte Perspektive zunehmend gut.

Ohne große Vorwarnung werden die Wolken nahe der Seine-Mündung plötzlich richtig tief. Maximal 500 Fuß Grund können wir in diesem Bereich noch fliegen und es tauchen des öfteren rote (100 Fuß oder geringer) Warnungen auf dem Display auf. Die Aufmerksamkeit steigt erheblich. Nach ca. 10 Minuten haben wir das Gebiet hinter uns gelassen und wir können unsere normale Flughöhe wieder einnehmen. Etwa 25 Meilen vor Caen bekommen wir die Freigabe für einen Direktanflug und erreichen kurz darauf den gut ausgebauten Platz.

Südwestküste

Landegebühr bezahlen - Tanken - Wetter einholen. Gespannt lesen wir METAR und TAF von Jersey. Sicht 9999 - Wolken Broken 500 Fuß - Trend Wolken Broken 600 Fuß. Die Werte sind nicht berauschend, aber nach unserer Ansicht fliegbar. Flugplan aufgeben - aber wo. Das Fax funktioniert ebenso wenig wie das Gerät für die Kreditkarte. Also alles telefonisch erledigen. Kurz darauf kann es losgehen. Nach Funkkontakt zu Caen Tower, Deauville Info und Brest Info (alles innerhalb von 15 Minuten) werden wir an Jersey Zone übergeben. Dort kommt als erste Anweisung: "Contact Jersey Radar on ... and stay outside the airspace of Jersey." Daran werden wir uns natürlich strikt halten, da der gesamte Jersey-Luftraum einer der Klasse A ist. Wir rufen Jersey Radar und erhalten kurz darauf die Anweisung: "Entry approved - Heading 270 - report Island in sight - your are number 8". Diese Hürde ist erst einmal geschafft. Wir fliegen Richtung 270 sehen auf dem MDF, dass die Insel nicht mehr sehr weit entfernt ist - aber wir sehen sie nicht. Wir sinken auf 500 Fuß Grund oder MSL (völlig egal) und sehen kurze Zeit später die ersten Felsen aus dem Meer aufsteigen. Nachdem die Frequenz frei ist - die 7 IFR'ler sind auch bei uns - melden wir "Island in sight". Wir bekommen ein neues Heading von 240 und die Anweisung bis zur Bucht südlich des Hauptortes St. Helier zu fliegen. Dort angekommen kommt "Hold at this point - you are number 8". Und nun setzen wir voll auf die Technik der UE. Auf den CWS-Schalter des Autopiloten gedrückt und gehalten bis eine Bank von 15° anliegt und dann loslassen. Wie ein Uhrwerk fliegt die NUE die Holdings. Ein leichtes Sinken wird mit einem verändern der VS auf +1 ausgeglichen - auf unseren 500 Fuß wieder angekommen stellen wir VS wieder auf +0 und drehen weiter unsere Kreise. Mitgezählt haben wir nicht - aber von der Zeit her waren es ca. 15. Während dieser Zeit sind 6 IFR'ler gelandet. Nun erhalten wir wieder eine Anweisung vom Controller - nach nächstem Vollkreis direkt in den Queranflug. Wir sind ca. 6 Meilen vom Platz entfernt. Flughöhe 500 Fuß Grund - Platzhöhe 277 Fuß. Wir kommen also recht tief an. Auf die Frage "Platz 10 Uhr 4 Meilen - in Sicht ? " müssen wir mit negativ antworten, obwohl wir wirklich Sichten über 10 Kilometer haben. Auf die Frage bei "Platz 10 Uhr 3 Meilen" kommt noch ein negativ. Bei 2 Meilen können wir die Bahn einwandfrei erkennen und bekommen sofort ein "Clear to land". Nach einer Flugzeit von 5:45 Stunden hatten wir Jersey erreicht.

Eine IFR anfliegende Maschine (Nummer 3 hinter uns) verfolgte ganz gespannt unser "Negativ" und stellte sich schon auf ein richtiges Mistwetter unten ein - während sie noch im Sonnenschein flog. Das Problem war aber nur der Blickwinkel, denn aus dann über der Insel 200 Fuß ist auch ein großer Platz schwer zu erkennen.

Hafen von St. Helier bei Ebbe

Das Abrollen und Parken wurde von den Mitgliedern des Aeroclub Jersey bestens organisiert. Kurz noch die Landemeldung ausgefüllt und dann mit dem Taxi ins Hotel. Dort angekommen wurden wir vom AOPA-Geschäftsführer begrüßt, der uns auch sagte, dass wir die erste VFR-Crew wären, die Jersey erreicht hätte. Nach kurzer Pause ging es bereits zum gemeinsamen Abendessen und den Berichten wie man geflogen sei. Als wir gegen 21.00 Uhr hinausschauen, kommt immer mehr blauer Himmel zum Vorschein. Etwas später ist keine Wolke mehr zu sehen - und das soll sich bis Paris auf dem Rückflug nicht mehr groß ändern.

Das übliche Briefing am nächsten Morgen war recht kurz, denn so richtig Lust, sofort wieder in die Maschine zu steigen, hatte wohl keiner. So waren mehr die Informationen über die Möglichkeiten auf der Insel gefragt. Wir besorgten uns schnell ein Tagesticket für den Bus und begannen unsere Erkundungstour auf dieser traumhaften Insel. Erstes Ziel war die Burg von Gorey im Osten der Insel. Nach dem vielen Sitzen am Vortag wollten wir uns etwas bewegen und gingen entlang von malerischen Wegen weiter nach Norden. Immer wieder boten sich herrliche Ausblicke. Danach fuhren wir in die Nordwest-Ecke zum Strand von "La Greve de Lecq". Eine traumhafte Ecke zum Entspannen. Wieder kurz in den Bus und an die Westküste. Vorbei am Bunkermuseum (die Erinnerung an die Besatzung der Insel im 2. Weltkrieg wird sehr hoch gehalten) an den bei Ebbe sehr breiten Strand. Natürlich mussten wir unseren Spaziergang am Rand zwischen Strand und Wasser machen. Doch das Wasser hatte gefühlte 13° und war nur für ein Fußbad einladend. Nach gut einer Stunde besteigen wir wieder den Bus Richtung Hotel. Abends sind Plätze im Boathouse in St. Aubin reserviert. Das Essen ist sehr gut - aber die Lautstärke liegt nahe der Schmerzgrenze.

Corbiere Lighthouse

Küste bei Bouley

Eigentlich hatten wir am Samstag einen Flug nach Dinard und die Kirche St. Michel geplant. Doch die Insel gefällt uns so, dass wir auch den zweiten Tag nicht wegfliegen wollen. Unser erstes Ziel ist der Leuchtturm von Corbiere. Traumhaft schön. Anschließend fahren wir in die Nordost-Ecke zu einer Wanderung nach Bouley. Eine tolle Steilküste.

Am Abend ist ein Barbeque im Aeroclub Jersey. Ein schönes Clubheim mit direkten Blick auf die Bahn von Jersey. So etwas kann man sich nur wünschen. In lockerer Atmosphäre klingen die herrlichen Tage aus.

Südlich St. Helier

Sonntag ist der Tag des Rückflugs. Es scheint alles problemlos zu werden. Nur der Wind ist ein Thema. Wir planen die Strecke über St. Michel, Paris direkt nach Saarbrücken. Ausweichplatz ist Toussus bei Paris. Nach dem Start direkt Richtung St. Michel. Aus 2500 Fuß kommt bald die mächtige Kirche in Blick. Auf dem Parkplatz sind etliche Besucher zu erkennen. Dann Kurs Richtung Paris. Ein Kontakt mit Paris Info ist recht schwierig. Der Wind ist noch heftiger als vorhergesagt. Auch in unserer Höhe konstant um die 30 Knoten - direkt von vorne. Nach einer bereits vergangenen Flugzeit von 1:30 Stunden werden ums immer noch 3:05 Stunden bis zum Ziel angezeigt. Uns ist dies zu riskant und so beschließen wir nach Toussus zu fliegen. Der Funk mit diesem Platz ist alles andere als einfach. Es wird fast nur französisch gesprochen. Es ist nicht verständlich, ob wir die 07L oder 07R nehmen sollen. So haben wir keinen rechten Blick für die Aussicht auf Paris, das direkt in unserer Flugrichtung liegt. Nach der Landung bekommen wir ziemlich schnell unser Benzin und wollen nur die Landegebühr bezahlen und einen neuen Flugplan aufgeben. An diesem Platz geht aber ohne "Handling-Agent" nichts. Die Dame, die kein Wort englisch spricht, begleitet uns zum Tower zur Flugplanaufgabe und besorgt uns einige Wetterausdrucke. Dafür "dürfen" wir € 70,00 abgeben. Die Rechnung für die Landegebühren wird uns noch zugeschickt. Eine deftige Abzocke.

Auf der Karte ist eine Durchflugroute durch den Luftraum von Paris (direkt über Le Bourget) eingezeichnet. Gerne würden wir diese Route fliegen, was aber nicht mehr möglich ist. So geht unsere Route nördlich um Paris herum. Ab dann mit einigen Haken zurück nach Saarbrücken. Ein letzter Tankstopp und dann auf direktem Weg nach Nürnberg. Nach 6 Stunden Flugzeit sind wir wieder in Nürnberg.

Lothar Ermer - Bernd Mehl

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