2005 - Südafrika - Aero Club Nürnberg

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Zu den Walen am Nadelkap

Am Montag um 21.45 Uhr sind wir im München an Bord der LT 0676 nach Windhoek gestartet. Heute, am Dienstag um 13.06 Uhr setzt Heiner die C 182 nach einem Zwei-Stunden-Flug von Windhoek Eros sanft auf dem Strip der Mushara Lodge auf. Organisation ist alles!

Aber erst einmal der Reihe nach. Die LTU-Maschine nach Namibia ist voll bis auf den letzten Platz. Trotz der Enge versuchen wir ein bisschen zu schlafen. Wir, das sind Heiner und ich als PPL-Piloten und Viktor, der das Mitfliegen genießt.

Nachdem wir in den Vorjahren unsere Lizenzen für Namibia schon wiederholt validiert hatten, das erste Mal mit Theorie und Checkflug, geht es diesmal einfacher. Kopien der vorjährigen Validation, des neuen Medicals, der letzten drei Seiten des Flugbuches und des PPL werden nach Namibia gefaxt. Dort besorgte uns Dean Martin im Auftrag von Peter die Validation – gültig für drei Monate.

Für die 45 km Transfer nach Eros braucht Dean mit dem PKW gerade eine Stunde. In seinem Laden ergänzen wir noch unser Kartenmaterial mit einigen Südafrika-Blättern. Und er übergibt uns als Wichtigstes die Schlüssel für die C 182, die auf V5-MRN hört. Sie gehört Peter Weichhart, der zurzeit gerade die Aoba Lodge am Ostrand der Etoscha Pfanne verwaltet. Deshalb geht auch unser erster Trip zu ihm. Wir rufen ihn kurz an, dass er uns gegen 13.00 Uhr am Mushara Strip abholen soll.

Nach dem besonders gründlichen Übernahme–Check starten wir um 11.03 in Eros auf der 01 mit der Freigabe zum Steigen auf 7500 ft. Das ist nicht allzu viel, Eros liegt ja schon auf 5586 ft. Die Luft über Namibia trägt genauso wie bei uns, und so könnte man diesen Flug als irgendeinen abhaken, wenn nicht.... Ja wenn nicht bei der Landung auf dem Mushara Strip diese dunklen Flecken auf der Schotterpiste wären. Kurz vor unserem Aufsetzen beginnen sich die Flecken zu bewegen und entpuppen sich als Warzenschweine, die um ihr Leben rennen.

Kaum haben wir das Gepäck ausgeladen und die Maschine versorgt, kommt Peter mit dem offenen Toyota an. Ein Begrüßungsdrink wird nicht ausgeschlagen, ehe wir zur etwa 15 km entfernten Aoba Lodge aufbrechen. Den Sonnenuntergang erleben wir direkt am Grenzzaun zur Etoscha-Pfanne. Der und der nachfolgende Sternenhimmel über Afrika sind allein schon Grund genug immer wieder hierher zu kommen.

Nach zwei Tagen bei Peter und Anja brechen wir bei den ersten Sonnenstrahlen auf nach Süden. In Eros legen wir noch einen Tankstop ein und erledigen die Ausreiseformalitäten. Dann geht es mit einem guten Nordwestwind im Rücken nach Upington in Südafrika. Dort machen wir vor dem Start am nächsten Tag noch einen Ausflug mit dem Leihwagen zu den Augrabies Falls. Leider führt der Oranje gerade wenig Wasser, so dass die Wasserfälle nicht sonderlich beeindrucken.

Auch auf der Etappe nach Kimberley schiebt uns der Wind mächtig an. Für die Landung bekommen wir trotz des starken Westwindes die 02. Auf der Querbahn 28 landet kurz nach uns eine Linienmaschine. Der Lotse hat uns also nicht auf unsere Crosswind-Festigkeit testen, sondern unnötiges Warten ersparen wollen.

Kimberley ist das Synonym für Diamanten schlechthin. Hier wurde wohl durch Zufall 1867 der erste Diamant in Südafrika gefunden. Ab 1871 buddelten bis zu 30.000 Mann im Big Hole nach den edlen Steinen und schufen ein Loch mit 1.6 km Umfang und über 1000 m Tiefe. Bis 1914 wurden allein aus dieser Mine 14 504 566 Karat Diamanten geholt, das sind fast 3 Tonnen! Auch heute werden in weiteren Minen direkt am Stadtrand noch immer Diamanten aus der Erde gebuddelt, obwohl es sich angeblich nicht mehr richtig lohnt.

Weiter geht es zur Bona Bona Lodge, die auf halbem Weg nach Johannesburg liegt. Im Gelände entdecken wir zuerst die Lodge und die unmittelbar daneben liegende Farm. Zwei Vollkreise zeigen unsere Ankunft an. Bald schon haben wir dann auch den Strip in Sicht. Beim tiefen Überflug macht die Schotterpiste einen etwas rauen Eindruck. Der stimmt auch – fast faustgroße Steine unter den Rädern sind selbst bei Buschfliegern nicht beliebt.

Weiter geht es zur Bona Bona Lodge, die auf halbem Weg nach Johannesburg liegt. Im Gelände entdecken wir zuerst die Lodge und die unmittelbar daneben liegende Farm. Zwei Vollkreise zeigen unsere Ankunft an. Bald schon haben wir dann auch den Strip in Sicht. Beim tiefen Überflug macht die Schotterpiste einen etwas rauen Eindruck. Der stimmt auch – fast faustgroße Steine unter den Rädern sind selbst bei Buschfliegern nicht beliebt.

Zum Start suchen wir uns den besten Abschnitt der Piste aus. Wir steigen auf 7000 ft. Das ist auch nötig, denn das Gelände um Johannesburg reicht ja schon bis auf 6000 ft. Lanseria – unser Ziel – ist für den Großraum Johannesburg der stark frequentierte Platz für die Allgemeine Luftfahrt. Central Radar führt uns souverän  bis ans Final der 06L, der Rest ist Routine.

Auf unseren Taxifahrer warten wir fast eine halbe Stunde, dafür legt er sich dann aber auch ordentlich ins Zeug. Auf der Fahrt ins Gold Reef City Hotel kommen wir auf der Autobahn in einen Stau. Kein Problem für unseren Taxler. Im Rückwärtsgang fahren wir auf der Standspur einen guten Kilometer zurück und über die Einfahrt raus! Er meinte, so ein Stau kann lange dauern. Andere Länder – andere Sitten! Derselbe Fahrer holt uns am nächsten Tag am Hotel zu einer Stadtrundfahrt ab und bringt uns anschließend zum Flugplatz.
Winter in Afrika

Die geplante Etappe nach Durban können wir uns abschminken, meint der Wetterfrosch. Ein riesiges Niederschlagsgebiet mit Schnee in den Drakensbergen versperrt uns den Weg. Und in Durban gingen sogar die Spatzen zu Fuß, sagt er. Also planen wir um. Anstatt Durban und die Wild Coast fliegen wir durchs Landesinnere via Bloemfontein nach Stellenbosch. Denn diese Route ist o.k.

Den Stop mit Übernachtung in Bloemfontein würde ich normalerweise gar nicht erwähnen, obwohl wir vorzüglich zu Abend gegessen haben. Aber am Morgen danach hat es Minus 7 Grad Celsius. Im Garten unseres Hotels ist über Nacht sogar der Springbrunnen eingefroren. Auch das ist Afrika! Bald nach dem Start in Bloemfontein entdecken wir kegelförmige Abraumhalden in der Landschaft. Wir sind ja nicht weit von Kimberley, sicher gibt es auch hier Diamanten, ist zu vermuten. Eine kurze Frage an den Lotsen schafft Klarheit – nein keine schnöden Diamanten – hier wird gutes Gold gefunden.

Als wir näher an die Kapregion kommen, leuchtet uns schon von weitem der Buffelshoek mit seinem schneebedecktem Gipfel entgegen. Das Flugwetter hier ist super. In Stellenbosch ist reger Betrieb. Der Platz ist „unmanned“, hat aber eine eigene Frequenz. Kurz vor unserer Landung startet gerade noch eine T6 zu Turnübungen. Es sind meist ehemalige oder noch aktive Militärpiloten, die hier mit diesen Maschine Kunstflug machen oder andere ausbilden.

Stellenbosch – das ist die Weingegend und dazu gibt es frischen Fisch oder auch Wild, je nach Gusto. Natürlich ist auch ein Ausflug ins nahe Kapstadt zur Waterfront und an den Fuß des Tafelberges (die Seilbahn hat gerade Jahresinspektion) drin und so vergehen die beiden Tage schnell. Der Meteorologe drängt uns zum Weiterziehen. Eine riesige Störung liegt vor der Westküste und wird im Laufe des Tage über Kapstadt hinweg nach Osten ziehen.

Die Etappe planen wir entlang der Südküste nach Port Elisabeth. Von Stellenbosch geht es erst mit SO-Kurs raus an die Küste, die hier immer noch vom Atlantik umspült wird. Nach 45-minütigem Flug treffen wir auf das Nadelkap oder Cape Agulhas, wie es die portugiesischen Seefahrer einst getauft haben. Es ist der südlichste Punkt Afrikas, 50 km südlicher und 140 km östlicher als das viel bekanntere Kap der guten Hoffnung. Es markiert auch den Übergang vom Atlantik zum Indischen Ozean.

Lange schon fliegen wir durch das FAR 147, ein riesiges Sperrgebiet, das zum Militärflugplatz Overberg gehört. Unsere Anfrage auf Durchflug wurde sofort positiv beschieden – mit Transpondercode in 1500 ft in Küstennähe. Die angewiesenen Meldepunkte liegen so, dass etwa alle 20 Minuten ein Report fällig ist. Vor knapp 10 Minuten haben wir das Nadelkap passiert und schauen uns jetzt die Augen nach Walen aus. Man hat uns gesagt, dass wir in dieser Gegend am ehesten welche zu Gesicht bekämen.

Und plötzlich hat Viktor einen Wal entdeckt, rechts vor uns, und gleich daneben noch einen zweiten. Zum Schauen und Fotografieren setzten wir sofort zu einem Vollkreis an. Aber schon nach der Hälfte kommt von Overberg Radar die Frage was wir vorhätten. Die Burschen passen also wirklich auf! Als wir melden, dass sich unter uns zwei Wale tummeln und wir die gerne fotografieren möchten, ist alles o.k.

Auf den weiteren Flug ostwärts, Afrika links und den Indischen Ozean rechts von uns, beraten wir unsere nächsten Schritte. Geplant ist, einen Tankstop in Port Elisabeth einzulegen und dann landeinwärts nach Kimberley zu fliegen, weil die Front dort erst einen Tag später durchziehen soll. 90 Meilen vor Port Elisabeth taucht direkt unter uns der Flugplatz Plettenberg Bay auf. Schnell entschlossen landen wir hier zum Tanken. Der Platz ist „unmanned“, hat eine wunderschöne Asphaltbahn und AVGAS!

Nach einer halben Stunde sind wir schon wieder in der Luft – Kompasskurs 35°. Der Grundkurs ist zwar nur 10°, die Missweisung dafür aber 25° West! Für uns Europäer schon etwas gewöhnungsbedürftig. Nach der Ankunft in Kimberley machen wir für den Abflug am nächsten Tag schon alles klar – tanken, Landegebühr zahlen und Flugplan.

Ein starker Westwind bläst uns am nächsten Tag ins Gesicht. Das Tief liegt jetzt südwestlich, also links von uns. Und weil auf der Südhalbkugel so manches anders ist, drehen die Tiefs eben rechts herum! Manchmal geht die Anzeige am GPS bis auf 85 Knoten zurück. Nach

zweieinhalb Stunden setzen wir in Upington auf und lassen uns vom Hotelbus in die Stadt bringen. Am Spätnachmittag, wir sitzen gerade im O´Hagans bei einem Bier, wird der Wind immer stärker und treibt dunkle Wolken im Tiefflug über die Stadt. Wir sind heilfroh, dass wir uns den Durchzug der Front aus der warmen Kneipe anschauen können.

Am nächsten Tag hat es aufgelockerte Bewölkung mit einer Basis von 2500 ft, tolle Sichten und nur noch mäßigen Wind, als wir Südafrika in Richtung Keetmanshoop verlassen. Schon nach 20 Minuten sind die Wolken ganz verschwunden und wir genießen wieder einmal einen Panorama-Flug. Es ist Samstag und Keetmanhoop „unmanned“. Immigration und Zoll sind bestellt und kommen gegen eine moderate Gebühr aus der nahen Stadt extra für uns zum Flughafen raus.
Über das Diamantensperrgebiet zur Geisterstadt

Wir bunkern noch Sprit und fliegen dann über das Diamantensperrgebiet weiter nach Lüderitz. Vor der Landung gibt es da noch einen Erkundungsflug über die Geisterstadt Kolmanskop. 1908 hat hier der Bahnarbeiter Zacharias Lewala den ersten Diamanten gefunden. Die lagen einfach so herum, dass man sie nur aufzulesen brauchte. Erst später wurde dann die ganze Oberschicht des Sandes durchgesiebt. Schon um 1930 ist die Diamantensuche in Kolmanskop wieder aufgegeben worden. Am nächsten Tag gönnen wir uns vor dem Start noch eine Führung durch die Geisterstadt, die in letzter Zeit auch als Filmkulisse diente.

Der Flug führt uns anfangs direkt an der Küste nach Norden. In dieser Gegend kommen die hohen Sanddünen der Namib direkt bis ans Meer. Ab der Hottentotten Bay geht unser Kurs leicht landeinwärts über die unendliche Dünenlandschaft. Wir überqueren das Sossusvlei zu den Naukluftbergen. Hier wartet mit der Camp Gecko Lodge unser nächstes Ziel.

Der Schotterstrip liegt so nahe an der Lodge, dass man eigentlich auch hinlaufen könnte. Aber Heidi holt uns doch mit dem Toyota zum Begrüßungsdrink ins Farmhaus. Wir beziehen unsere Komfortzelte und genießen dann bei einem guten Dinner diese letzte Nacht im Busch unter einem sagenhaften Sternenhimmel.

Am nächsten Tag nehmen wir die Schlussetappe nach Windhoek Eros unter die Schwingen. Es ist eine knappe Stunde Flugzeit. Dann setzten wir die V5-MRN auf der 01 zur Abschlusslandung auf. Abends sitzen wir im „The Gourmet“ und klönen über unsere Erlebnisse. Morgen werden uns andere Piloten die Strecke zurück nach München fliegen. Wir sind überzeugt, die werden ihren Job auch gut machen.

Gerhard Obernosterer

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