Club 1960-70 - Aero Club Nürnberg

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Willkommen zum zweiten Teil „70 Jahre Aero Club Nürnberg e.V.“. Diesmal geht es um die Zeit von 1960 – 1970.

Umzug des Aero Club Segelflug Nürnberg e.V.

Die Segelfluggruppe des ACN, die seit 1957 am Hansenberg angesiedelt war, musste ihren Platz 1963 leider aufgeben, da das Gelände in die Trasse der Autobahn A6 Nürnberg Amberg miteinbezogen wurde. Flüge konnten dort noch bis Oktober 1965 durchgeführt werden. Man begann unverzüglich mit der Suche nach einem neuen Platz, und erwarb schließlich 1965, nach langwierigen und schwierigen Verhandlungen mit Ämtern und Landwirten, das Segelfluggelände Am Ottenberg, welches schlussendlich 1968 eingeweiht wurde. Die ersten Flüge am Ottenberg konnten bereits ab dem 17.06.1966 durchgeführt werden. Es dient unseren Kollegen vom Aero Club Segelflug Nürnberg e.V. bis heute als Standort. Die Website des ACSN liefert hierzu, wie auch zum Vereinsleben generell, weitere interessante Einblicke.

Vereinsleben und Flugschule

Die Motorfluggruppe des Aero Club’s genoss in den sechziger Jahren ein unbeschwertes Vereinsleben in dem 1959 neu bezogenen Vereinsheim inmitten des Flughafens Nürnberg. Unter dem Vorsitzenden Hans Becker, zusammen mit  Motorflugreferenten, Flug- und Theorielehrern – Wolf Dietrich, Viktor Haefner, Paul Bleyer, Karl Bertsche, Max Zettelmaier, Hans Berger, Ernst Schmidt, Günter Kirch, u.a. – formte man in den sechziger Jahren den Verein.

Eine Millionen Flugkilometer

Im März 1960 stiegen drei ACN Maschinen zu einem ganz besonderen Flug in den Himmel über Nürnberg auf. In der - wetterbedingt nur wenige Minuten dauernden Flugzeit - erflog man nicht nur den ein Millionsten Kilometer, sondern auch den 31.000 Flug in 7.500 Flugstunden. Für Paul Bleyer, der eine der drei Maschinen steuerte, war dieser Flug zugleich der 10.000 für den Aero Club. Dies war insofern ein Meilenstein, da bis dato noch kein anderer Club in Deutschland nach dem Kriege die eine Million geflogenen Kilometer erreicht hatte. Der Aero Club Nürnberg war der erste, der dies von sich behaupten konnte.
Die Aero Club Flugschule boomte
 
Der Zulauf an neuen Flugschülern war in den sechziger Jahren enorm, und so fokussierte man sich voll und ganz darauf sicherzustellen, jedem Schüler eine sichere und umfassende Pilotenausbildung garantieren zu können. Die Namen zweier Fluglehrer müssen hier besonders erwähnt werden, unter deren Regie nicht nur zahlreiche Piloten ausgebildet wurden, sondern die auch für viele neuen Fluglehrer ein Vorbild waren: Paul Bleyer und Wolf Dietrich. Letzterer wurde als erster Aero Club Fluglehrer in der Schulungsgenehmigung des Bayerischen Verkehrsministeriums von 1956 bestätigt. Auch wurde er von vielen seinen Schülern nicht nur fachlich, sondern vor allem auch menschlich sehr hoch geschätzt.
Motorflugprüfungen am Flughafen
 
Bis zum 31.12.67 wurden in 45 Motorflugprüfungen insgesamt 229 neue Flugzeugführer ausgebildet.
Die damalige Pilotenprüfung hatte rein gar nichts mit der zu tun, wie wir sie heute kennen. Neben den bekannten Theoriefächern mussten auch zwei Prüfungsflüge absolviert werden. Zunächst ging es mit dem Prüfer auf einen Überlandflug, meist nach Rothenburg ob der Tauber. Hier wurden nicht nur die navigatorischen Fähigkeiten des Prüflings auf die Probe gestellt, sondern der Prüfer brachte die Maschine auch in verschiedene kritische Lagen. Der junge Pilot musst dann zusehen, wie er seinen Vogel wieder unter Kontrolle brachte. An einem anderen Tag fand dann der zweite, und an sich relevante, Prüfungsflug als Soloflug (!) in der direkten Umgebung des Flughafens statt. Während Prüfer und Fluglehrer das Geschehen vom Boden aus beobachteten und bewerteten, musste der Prüfling „Durchstarte Übungen, Schlepplandung, Segel-Landung, Landung aus Spiralkreisen, Signallandung“ erfolgreich den am Boden Gebliebenen vorführen. Prüfer und Fluglehrer positionierten sich dazu an der Schwelle der Piste, von wo aus sie das Geschehen gut überblicken konnten.

Direkt im Anschluss an einen erfolgreichen Prüfungsflug bekam der neue Flugzeugführer einen Kranz um den Hals gelegt, und man schnitt ihm vor Ort seine Krawatte ab. Wer nicht in Anzug und Krawatte zum Flug erschien, durfte nicht starten. Alle Krawattenabschnitte wurden dann sorgfältig aufbewahrt, und wären sicher auch heute noch zu bewundern, wenn sie nicht bei einem Wasserschaden im Clubheim im Jahre 1967 wahrscheinlich zerstört worden wären. Diesem Unglück sind leider sicher auch viele andere Archivunterlagen des ACN zum Opfer gefallen.
Stadtrundflüge „I wollt’ nimma runter!
 
Nach wie vor ist ein Stadtrundflug über Nürnberg ein faszinierendes Erlebnis. Der Aero Club führte in den letzten 70 Jahren unzählige davon durch. Viele Nürnberger genossen den Flug über ihre Heimat in einem unserer Flugzeuge. Für uns Piloten sind diese kurzen Flüge schon fast Routine. Aber für viele Passagiere ist es der erste Flug in einem Kleinflugzeug überhaupt, und für manche davon wird er zu einem unvergesslichen Erlebnis, an das sie sich ihr Leben lang mit Freude zurückerinnern werden. So ging es auch Karl Engelhardt, dem der Aero Club dieses Erlebnis im April 1961 ermöglichte.
Was noch in den Sechzigern passierte
 
Eine weitere interessante, und damals anscheinend erwähnenswerte Meldung, entdeckte ich das Jahr 1962 betreffend. Dort hieß es, dass ab sofort nur noch Flugzeuge mit elektrischem Anlasser für die Schulung verwendet werden würden. Außerdem wurden alle Maschinen mit Funksprechgeräten ausgestatten, was es den Schülern ermöglichte, vom 1. Flug an den Funksprechverkehr mit zu verfolgen. Dies erlaubte ihnen im Anschluss auch gleich noch die Funksprechprüfung ohne Mehrkosten zu absolvieren.
  
Am 01.04.64 wurde ein Dauer Wartungsauftrag an die Firma Malter erteilt. Und in den Jahren 1966, 1968, 1970 erhielt der Aero Club Nürnberg den zweiten, dritten, und vierten Flugsicherheitspreis.
Einen besonderen Dank richte ich an unsere Mitglieder Bernd Aldenkortt und Alfred Reif, die mir in einigen Telefonaten viel über den ACN in den Sechziger Jahren erzählen konnten. Alfred Reif trat 1962 dem Verein bei. Bernd Aldenkortt sogar noch drei Jahre früher, 1959. Er machte 1962 auf der D-ELUB seinen Pilotenschein.
 
(Norbert Saemann)
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